DKW RT 125/2a 1952, Restauration
Juli 2011. Im Rahmen unserer 23. Ove Rasmussen Gedächtnis-Fahrt habe ich einige 125er in unterschiedlichen Erhaltungszuständen und verschiedener Baujahre am Start auf die Reise geschickt. Natürlich ist mir wieder meine eigene RT 125 in den Sinn gekommen und ich fasste den Entschluß: JETZT wird sie gemacht! Jetzt, nach über 20 Jahren Dornröschenschlaf in meinem Werk 3. Es muß 1990 gewesen sein, als ich sie von Heinz Grimm (NSU 4-Takt-Fox Spezialist) angeboten bekommen habe. Da der Heinz nur ca. 300 mtr. von mir entfernt wohnt bin ich halt mal hin gegangen. Und da stand sie dann in seiner Scheune, d.h. der Rahmen und einige Kartons Teile. Ja, die RT war total zerlegt, in diesem Gesundheitszustand trifft man die RT´s immer wieder mal an. Meistens lautet dann die Diagnose: Patient tot, mausetot. Aber in meinem Fall versprach der optische Eindruck das Wiederbelebungsversuche erfolgversprechend sein könnten. Seht euch die Bilder an.
Im Laufe vieler Jahre hat sich natürlich so einiges angesammelt was zur 125er gehört und was ich mal dazu gelegt habe. Die besten Teile verarbeite ich dann zur Fertigstellung.
22.7.2011. Alle Teile sind von mir natürlich vor dem Fototermin gesäubert worden. 15 Liter E10 zeichnen für das Ergebnis verantwortlich.

Aber ihr werdet mir sicher beipflichten, in diesem Zustand konnte ich diese Maschine nicht in der Grimm´schen Scheune stehen lassen. Nachdem acht Blaue (800 Deutsche Mark) den Besitzer gewechselt hatten lud ich die RT in meinen VW Bus ein.

Die Linierung der Kotfügel und des Tanks hat mir vor ca. 15 Jahren Stefan Schmitt gemacht, da gibt´s nichts zu meckern, besser geht´s nicht! Richtig, es wurde nichts neu lackiert weil ich der Meinung bin das man dem Motorrad ruhig die 60 Jahre ansehen kann. Das Gleiche gilt auch für mich, ich lasse mich als fast dreiundsechziger auch nicht liften......!

Auch der Chrom der 125er hat fast sechzig Jahre hinter sich, aber dafür glänzt er noch sehr schön. Klar, kleine Stellen gibt es natürlich, aber in meinen Augen rechtfertigt das nicht eine Neuverchromung oder z.B. der Austausch der Felgen. Da nehme ich erstmal die gute alte Polierarbeit auf mich, mal sehen was dabei rauskommt.
Die Jurisch - Hinterradfederung war beim Kauf noch eingebaut und wurde von mir erst jetzt ausgebaut. Eigentlich nur zu dem Zweck alles sauber machen zu können, das alte Fett abzuwaschen und die Alu-Teile polieren zu können. Doch die eine Hauptfeder erblickte in zwei Teilen das Tageslicht, dieser Schaden entstand wohl schon in den fünfziger oder sechziger Jahren des letzten Jahrhunderts. In Ermangelung einer Lieferadresse begab ich mich also in die Weiten des Internets und machte drei Adressen von Federherstellern ausfindig. Das Angebot des ersten Herstellers betrug, für zwei Federn, 113 € plus Porto und Verpackung. Viel Geld dachte ich mir und begab mich auf die Internetseite der Fa. Febrotec in Halver. Und siehe da, in deren Fertigungsprogramm fand ich genau die Federn die ich brauche! Bei einer Lagerhaltung von schlappen 24 Millionen Federn hat mich das allerdings nicht verwundert. Folglich leistete ich meinen Beitrag zur Reduzierung dieser hohen Zahl und bestellte online am 22.7. zwei Federn für meine Jurisch-Hirafe. Am 25.7. erhielt ich per mail die Auftragsbestätigung und am 26.7. klingelte der Paketbote. Die zwei Federn kosten mich incl. Porto und Verpackung 36,84 €, aber ich darf noch nicht bezahlen - ich soll auf die Rechnung warten.......
Dies ist natürlich der Stoff aus dem die Träume sind, und solche Erlebnisse versüssen einem ja auch den Alltag. Übrigens, von der dritten Firma habe ich, auf Anfrage von mir, bis heute nichts gehört. Wer also Federn sucht: www.febrotec.de
   
Viel Arbeit bereitete mir die Demontage der fünfzig Jahre alten Reifen die jede Elastizität verloren haben. Aber mit Geduld und Schmiermittel konnte ich sie von den Felgen trennen ohne diese zu beschädigen. Neue Gummis orderte ich bei MD-Tuning (Helbigsdorf), natürlich per Internet. 2x Heidenau 2.75-19 47S K35 TT, dazu zwei Schläuche und zwei Felgenbänder, beides von Continental. Vorauskasse von 108,20 € - Versand portofrei. Vier Tage später wurde das schwarze Gold geliefert.
   
Auf den Bildern zu sehen: Die Räder sind einbaufertig. Auch zu sehen: die 60 Jahre alten verchromten Felgen in einem unglaublich guten Zustand. Die Speichen sind übrigens nicht verchromt.

Die Jurisch - Hirafe ist nun wieder im Rahmen implantiert - keine Teile übrig geblieben.
 
7.9.2011. Nun nehme ich mich der Teleskopgabel an. Die Demontage gestaltete sich problemlos und auf dem Bild rechts sieht man den ungereinigten Zustand. In meinem Fundus gibt es neue Gummis, die kommen jetzt zum Einsatz.

Nach der Säuberung aller Teile wurde alles eingeölt und wieder zusammengebaut. Die Verschraubung der Standrohre und die Gummipuffer oben in den Gabelholmen konnte ich durch Neuteile ersetzen. Natürlich wurden auch die Faltenbälge erneuert und neue NORMA Spannschellen montiert.

Schließlich habe ich noch die Gabelbrücke mit Utensilien aus dem Baumarkt poliert. Welch ein Glanz in meiner Hütte.....

Nachdem die Telegabel eingebaut war habe ich, um an dem Rahmen arbeiten zu können, das Vorderrad eingebaut. So steht die ganze Sache relativ sicher auf Vorderrad und Ständer und ich kann mich dem hinteren Bereich widmen.





Der hintere Kotflügel, der Gepäckträger und der Kofferträger waren schnell eingebaut. Das Firmenzeichen, die Auto Union Ringe, fand in altem Glanz wieder seinen Platz auf dem hinteren Kotflügel über dem Platz für das Nummernschild.
28.9.2011. An diesen Anblick, vom Sattel aus, könnte ich mich gewöhnen. Lenker und Gummis sind neu, die Armaturen verschlingen viel Zeit bis sie so aussehen. Auch hier habe ich die originalen Schrauben und Muttern wieder verwendet. Alles Magura.....oder was!?
Apropos Griffgummis: Zur Montage erwärme ich sie mit dem Heißluftföhn. Innen werden sie dann leicht eingefettet. Nun kommen sie ins Benzin, dabei geht es darum das das Benzin innen überall hinkommt. Sprit ausschütten und den Griff sofort auf den Lenker schieben. Korrekturen sofort ausführen. Eine Stunde später sitzt der Gummi bombenfest.
Fußbremshebel samt Gestänge haben ihren Platz gefunden. Die Hella-Hupe wurde total zerlegt und gereinigt. Unglaublich: Innen hatte sich Dreck gesammelt der einen Eßlöffel füllte. 1.10.2011. Jetzt kann man langsam erkennen was es werden soll. In Mannheim (Veterama) suche ich nun ein originales Rücklicht.......
12.10.2011. Aber nein, Mannheim ist schon lange nicht mehr das, was es einmal war. Wenigstens konnte ich bei Jürgen Geyer ein passendes Rücklichtglas und einen Unterlagegummi ergattern. Jetzt konnte ich das Hella Rücklicht, das bei dem Motorrad dabei war, aufwändig aufarbeiten - um dann festzustellen..... es passt überhaupt nicht! Die Auflagefläche der Rücklichtkappe ist geschwungen und müßte gerade sein! Ich hätte mir ein Monogramm in den Hintern beißen können, nicht wegen der Arbeit die ich mir gemacht hatte sondern wegen meiner Dummheit es vorher nicht geprüft zu haben.
15.10.2011. Und jetzt passierte Unglaubliches! Am 13.10. konnte ich in Frankfurt eine RT 125/2a, Bj. 1953, erwerben. Bestückt mit der letzten Ausführung der Jurisch - Hinterradfederung. Da sich das Motorrad offensichtlich in Originalzustand befindet kann ich hier den Aufbau und die Zusammen- setzung der Hinterachse feststellen, denn bislang konnte ich hierüber keine Aufzeichnungen der Auto Union finden.


Im Ersatzteil-Katalog 75/2, Seite 103, wird für die Schlußleuchte kein Hersteller genannt.
Die Abbildung 1, Seite 102, suggerierte mir ein kleines Hella-Rücklicht mit rundem Glas, was ja falsch war. Jetzt kann ich einfach am Motorrad nachschauen welches Rücklicht das richtige ist. Es ist ein EBER-Rücklicht. Schon 1954 wird es im 1. Nachtrag der ET-Liste als Kompletteil nicht mehr geführt und wird durch das HELLA-Rücklicht mit dem ovalen Glas ersetzt.

Anhand dieser zwei Beispiele kann man leicht erkennen wie nützlich ein unverbasteltes Original ist, wenn einen die einschlägige Literatur im unklaren läßt.

Aber auch diese Maschine werde ich im Originalzustand belassen, doch dies wird später beschrieben.

22.10.2011. Weiter geht´s mit dem Auspuffkrümmer. In der Rundung war wenig der Ölkohle festzustellen. Doch in dem geraden Stück des Krümmers war der Durchlaß um einen Zentimeter verringert, d.h. rundum saß Ölkohle in fünf Millimeter Stärke. Das Bild links zeigt womit ich die Ölkohle entfernt habe. Die Spitze des Kohlebergs misst in der Mitte stattliche 10 Zentimeter.
1991 habe ich den Auspufftopf anhand eines Musters im Erzgebirge nachfertigen lassen. Auf den Bildern ist es der untere Auspuff, zu erkennen am verchromten Fischschwanz und dem verchromten Anfangsteil ganz rechts. Der obere Auspuff gehört zu meiner Neuerwerbung und ich wollte einfach nachschauen ob es von 1952 bis 1953 in der Ausführung Unterschiede gibt - aber die kann man getrost vernachlässigen. Bei dieser Gelegenheit habe ich natürlich den Topf meiner neuen RT gleich gesäubert, danach sah ich aus wie ein Schornsteinfeger.....
8.11.2011. Die Rücklicht-Arie konnte ich nun endlich beenden. Die beiden linken Bilder zeigen ein Eber Rücklicht vorher und nachher. Als nächstes sieht man vier Rücklichter, die oberen sind Hella - und die unteren sind Eber - Rücklichter. Es sind aber nicht nur zwei verschiedene, es sind vier verschiedene Rücklichter. Jeweils mit Kabelzuführung von hinten oder seitlich durch´s Rücklichtgehäuse. Auf dem Bild ganz rechts kann man gut erkennen warum das Hella Rücklicht (links) nicht auf den fast geraden Kotflügel passt.
14.11.2011.  HOCHZEIT
Das Motörchen sitzt wieder dort wo es hingehört. Noch schlummern die Pferdchen, aber ein leises wiehern glaube ich schon gehört zu haben.....

Natürlich wurde der Motor vor dem Einbau neu aufgebaut. Diese Arbeit hat 1995 unser Club-Kamerad Christoph Seydel ausgeführt. Er hatte in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts bei DKW gelernt und war das nonplusultra wenn es um DKW-Motoren geht. Ungezählte Clubmitglieder haben in den letzten Jahrzehnten seinem Wissen und Können vertraut und erfreuten sich seitdem an seiner fachmännischen Arbeit.
Schon vor vielen Jahren habe ich mir ein neues Antriebsritzel besorgt. Den Grund dafür erkennt man auf dem Bild links. Ganz links ist ein Ritzel mit neuwertigen Zähnen abgebildet, rechts daneben das originale Ritzel das erneuert werden musste.
Die Abnutzung ist gut zu erkennen, so etwas darf man nicht zum Einsatz kommen lassen. Die beiden Bilder auf der rechten Seite zeigen nun die aufgelegte Kette und auch der obere Kettenschutz ist montiert. Durch die Jurisch - Hirafe ist übrigens die Montage des unteren Kettenschutzes nicht möglich! Kickstarterhebel und Schalthebel wurden mit neuen Gummis versehen. Den originalen Kabelbaum habe ich provisorisch mit weißen Plastikkabelbindern fixiert. Kabelbinder aus Aluminium habe ich im Internet bestellt.
16.07.2012. Die Winterpause ist nun beendet und ich habe mich schon mit der 125er beschäftigt. Sattelfedern konnte ich bei ebay ersteigern, vier Stück neu verchromt für 6,06 Euro, das kann man sich nicht entgehen lassen! Die nächste Einkaufsquelle war natürlich unser DKW-Teilemarkt in Maintal. Bei Jürgen Geyer orderte ich einiges an Kleinteilen, darunter auch eine neue Batterie.

Vorher hatte ich mich schon mit dem Schalterkasten auseinander gesetzt. Ich erinnerte mich an eine neue Schaltwalze, die ich einbauen wollte. Fazit: es ist ein richtges Gefummel, Kugel und Feder platzieren damit die Schalterstellungen auch einrasten bedingt eine ruhige Hand! Aber die Arbeit hat sich gelohnt, der Zündschlüssel sitzt stramm und es wackelt nichts rum.

Jeder hat´s empfohlen, also habe ich eine Trockenbatterie verbaut. Problem: das Gehäuse ist zu groß und stößt am oberen Rahmenrohr an. Folglich habe ich das Gehäuse 4 mm abgeschliffen, dann ist immer noch genug Platz um die eigentliche Batterie einzusetzen. Dann noch neue Anschlußkabel fertigen und anschließen, fertig.
Als nächstes war der Scheinwerfer dran. Den Anschlußsockel hatte ich als Neuteil und von meinen drei Gläsern habe ich das beste ausgesucht. Den neuen Hella-Reflektor hatte ich bei Jürgen gekauft und somit konnte ich den Scheinwerfer zusammenbauen. Jetzt nur noch in den Lampentopf setzen und wieder ist was fertig!
Der große Moment: Schlüssel in den Schaltkasten und alle fünf Stellungen ausprobiert. Standlicht, Rücklicht, Abblendlicht, Fernlicht, alles funktioniert nach Vorschrift!!! Nur die Hupe hupt nicht, kein Ton...... 
Dann habe ich den Tankdeckel poliert und den Tank und den Sattel montiert. Jetzt sieht die RT schon richtig gut aus.
25.7.2012. Nun habe ich das Mittelteil des Auspufftopfes neu lackiert. Den passenden Lack zu finden war garnicht so einfach, glänzend soll er sein und hitzebeständig auch noch. Aber ich bin fündig geworden: Fa. Günter Krafft in Ippesheim. Bei ebay findet man die Firma unter Werkstattexperte. Auf den Sprühdosen kann man folgendes lesen: Hochhitzefester, exzellent deckender, glänzender Speziallack für die Werkstatt und das Handwerk. Sehr UV-beständig und gut haftend auf nahezu allen Untergründen. Enthält Rostschutzkomponenten, ist salzwasser- und witterungsresistent und besonders schlagfest. Übersteht Temperaturen bis +850 Grad C.

Die Verarbeitung des Lacks gestaltete sich problemlos. Auf den Bildern nicht so gut zu sehen, schöner satter Glanz. Wie es mit der Hitzebeständigkeit bestellt ist wird dann die Praxis zeigen.

29.08.2012. So ein 60 Jahre alter Benzinhahn ist ja schon was schönes. Den zerlegt man in seine Einzelteile, kontrolliert alle Teile auf Beschädigungen um dann alles sehr gut zu reinigen. Die alte Korkdichtung wird durch eine neue ersetzt, die hat mir der Jürgen Geyer geschickt. Tipp von Jürgen: die Korkdichtung oben mit Graphit einreiben, dann klebt sie über den Winter nicht fest!

Dann wieder zusammenbauen, fertig. Funktioniert einwandfrei!

Mein Freund Stefan Schmidt war bei mir und wurde gleich vergattert mit mir die 125er von der Arbeitsplatte zu bugsieren. Das haben wir ohne Probleme hinbekommen.

31.08.2012. Da die RT für zwei Personen zugelassen werden soll wurde als nächstes der Soziussitz montiert.
Die originale Hella-Hupe muß noch repariert werden, da habe ich eine neue Hupe für 14,50 Euro gekauft. Die Rückseite habe ich lackiert, sieht besser aus. Schließlich noch die Nummernschild - Unterlage montiert.
Jetzt ist sie fast fertig, nur die Tankembleme fehlen noch - Jürgen Geyer wartet auf die Lieferung.....

Aber es ist ja noch einiges zu tun. Alle Einstellungen kontrollieren: Elektrodenabstand der Zündkerze - 0,5 mm. Unterbrecher Kontaktabstand - 0,4 mm. Zündzeitpunkt - 4 mm v.OT. Die Lichtmaschine bekam neue Kohlen. Alles bestens!

Und nun nähert sich der große Moment! Gemisch in den Tank füllen - ich fahre schon seit Ewigkeiten problemlos 1:40. Benzinhahn öffnen, Tupfer drücken bis das Benzin am Deckel der Schwimmerkammer austritt, Gashahn ein Viertel öffnen, den Kickstarter zweimal kräftig durchtreten, Zündung einschalten, ein Tritt auf den Kickstarter - und sie läuft!!! Das ist ein unbeschreibliches Gefühl - nach 49 Jahren Dornröschenschlaf sind die 5,7 PS wieder hellwach.
 
Am 2.9.1952 wurde die RT für Otto G. in Heldenbergen zugelassen. Aber schon am 29.5.1953 wechselte der Besitzer, der zweite Eintrag im Kfz-Brief lautet auf Fritz W., ebenfalls Heldenbergen. Nach nicht einmal elf Jahren erfolgte am 29.8.1963 die endgültige Abmeldung.

Aus dem Kfz-Brief: Höchstgeschwindigkeit 82,5 km/Std., 90,0 km/Std. liegend.

Listenpreis des fabrikneuen Fahrzeugs: 1135.- DM, 50.- DM Sonderausführung, 125.- DM Hinterradfederung.

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