DKW Kinderauto
Auch die Bedürfnisse der Kinder wurden von J.S. Rasmussen berücksichtigt. So beauftragte er die Firma Passowmobil Kinderfahrzeug GmbH in Naumburg/Saale mit der Fertigung eines DKW für die Kleinsten. Als Vorlage diente der DKW P 15 der 1928 auf den Markt kam. Anfang 1929 begann die Produktion des DKW - Tretautos das in vier Versionen angeboten wurde. Als Einsitzer klein für Kinder bis fünf Jahre und in groß für Kinder bis 12 Jahre. Ebenso als Doppelsitzer mit hintereinander angeordneten Sitzen. Teufelchen, Blitz, Pfeil und Sausebraus sind die Namen der Tretautos und zwischen rot, grün, blau, violett, beige und aprikos konnte man die Lackierung wählen. Serienmäßige Ausrüstung sind die Hupe und beiderseitige Fahrtrichtungsanzeiger.

Erhältliche Sonderausstattungen: Kotflügel und Trittbretter, verstärkte Bereifung, Reserverad, Windschutzscheibe (fest oder verstellbar), Bremsen, Stoßfänger, Lenkrad und Kühler vernickelt.

Preis: zwischen 35.- RM und 54.- RM in der Grundversion. In Vollausstattung: 95.- RM.

1929 wurden 2062 DKW Kinderautos verkauft.

DKW Händler - Nachrichten Nr.1 vom 1. März 1929
DKW Händler - Nachrichten Nr. 5 vom 15. Juni 1929
links: DKW Händler - Nachrichten Nr. 9 vom 12. April 1930

In der Luxusversion wird jetzt auch ein Klappverdeck angeboten.

Werbung auf der Rückseite einer Motorrad Ersatzteilliste 1930.
Wie man sieht sind die Informationen über das DKW Kinderauto mehr als dürftig. Auch in der Welt des Internets finden sich keinerlei Hinweise über dieses Kinderspielzeug. Folglich mußten wir viele Jahrzehnte mit den oben abgebildeten Schriftstücken zufrieden sein, ohne jemals solch ein Kinderauto im Original gesehen zu haben. Längst hatten wir uns damit abgefunden: alle diese Tretautos sind wohl den Weg alles irdischen gegangen.....!? Doch erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt!

Am 5. März 2008 rief mich Jörg an and meinte: “schau doch mal bei ebay rein, ich glaube hier wird das DKW Kinderauto angeboten”. Natürlich habe ich mich sofort in´s Netz begeben und sah nachfolgendes...

Der Angebotstext lautete: uralt, 4 DKW Autos für Reitschule, auf Sockel, Autos aus Blech, minimale Gebrauchsspuren, schöne Erhaltung. Meine Pulsfrequenz nahm bedrohliche Ausmaße an denn offensichtlich handelt es sich hier tatsächlich um Karossen des DKW Kinderautos. Der ins Blech geprägte DKW-Schriftzug war hierfür ein untrüglicher Beweis. Soweit, so gut. Doch gut erkennbar: Achsen, Tretmechanismus und Räder sind nicht vorhanden und müssen, um vier komplette Autos zu erhalten, angefertigt werden was unsere handwerklichen und technischen Möglichkeiten bei weitem übersteigen würde. Da bis Auktionsende nur noch eine Stunde zur Verfügung stand mußte gehandelt werden. Ich rief unseren Freund Jörgen Rasmussen an, berichtete ihm von der Auktion und fragte nach seinem Interesse da er meiner Meinung nach über alle Möglichkeiten verfügt um aus den Fragmenten wieder DKW Kinderautos entstehen zu lassen. Sofort erhielt ich den Auftrag die Autos zu ersteigern, was auch gelang! Über Geld sprechen wir nicht, im Vordergrund steht einzig die Sicherung dieser achzig Jahre alten DKW Kinderautos.

Auf dem ersten Auktionsbild erkennt man im Hintergrund eine weitere Platte mit Kinderautos die (noch) nicht angeboten wurden. Schon am nächsten Tag erhielt ich vom Verkäufer das Angebot auch diese weiteren vier DKW Kinderautos zu erwerben. Nach Rückfrage bei Jörgen stand fest: jetzt haben wir acht DKW Kinderautos! Vier Wochen später fuhren wir nach Burgstädt in Sachsen um die DKW Flotte abzuholen.

In Jörgens Werkstatt wurden die Karossen von den Karussellsegmenten getrennt und die Lenkräder abgeschraubt. Die Lenkstange war durch die Motorhaube geführt, sicher eine Maßnahme die den Kindern ein einfacheres Einsteigen ermöglichte die aber natürlich geändert werden muß . Die Sicherheitsbügel, die an den äußeren Karussellautos angebracht waren wurden entfernt und konnten entsorgt werden.
Anhand der wenigen Original-Räder wurden kurzerhand 32 neue Räder angefertigt, Reifen fehlen noch.
Hier sind die Vorderachsen schon fertig, sie müssen jeweils an die Karosserie angepasst werden.
Gleiches gilt für die Hinterachse. Da alle Karosserien unterschiedliche Maße aufweisen ist dies sehr mühsam.
Gottseidank sind die Original Lenkräder vorhanden, eine Nachfertigung wäre sicher sehr problematisch.
Hier werden die Karosserien von diversen Farbschichten befreit. Den Heißluftföhn bedient Leonidas Bobos.
Gummi am Stück. Daraus werden die 32 Reifen gefertigt.
Auch die Sitze müssen einzeln an die Karosserien angepasst werden.
Für die acht Autos haben wir vier Farben ausgewählt, auf violett und aprikos haben wir verzichtet. Wie man sieht sind schon alle Anbauteile lackiert und auch die Reifen sind aufgezogen worden. Nun werden die Karosserien vorbereitet, d.h. Löcher werden geschlossen und weggerostetes Blech wird ersetzt. Grobe Verformungen werden gerichtet, wobei der Neuzustand nicht erreicht werden kann denn das relativ dünne Material würde dafür einen nicht zu vertretenden Aufwand erfordern. Letztlich sind wir der Auffassung das man den Autos ruhig die achzig Jahre ansehen kann.
Im Februar 2010 war es dann soweit. Jörgen rief mich an und meinte: “Die Teufelchen sind fertig. Du kannst sie abholen und verteilen.” Dies ist mittlerweile bis auf eine Ausnahme geschehen. Teufelchen Nummer 8 wird im November 2010 in Ingolstadt durch Jörg und mich an AUDI Tradition übergeben. Vielleicht wird im museum mobile ein Plätzchen gefunden um den DKW P 15 im Miniformat dem Publikum zugänglich zu machen.
Unser Dank gebührt Jörgen Rasmussen. Ohne sein Engagement wären die acht Teufelchen wohl nicht mehr zum Leben erweckt worden! Die DKW Szene ist durch seinen Einsatz um eine Attraktion reicher geworden. 
Die Rekonstruktion der Teufelchen war seinerzeit natürlich mit einigen Unstimmigkeiten verbunden. Der Original-Sitz war nicht vorhanden und auf den vorhandenen Bildern aus den 30er Jahren war die Form des Sitzes nicht erkennbar. Die Winker gehörten zur Serienausstattung, aber mangels Muster wurden sie einfach weggelassen, zum Nachbau wäre halt eine originale Vorlage vonnöten gewesen.

Doch mittlerweile stand beides zur Vefügung. Sitz und Winker konnten originalgetreu nachgefertigt werden und wurden im Juli-August 2011 ausgeliefert und montiert, siehe Bilder oben.

Natürlich halten wir immer noch Ausschau nach dem angebotenen Zubehör: Kotflügel, Windschutzscheibe, Stoßstangen, Hand-und Feststellbremse .....

So vergingen die Jahre und wir konnten nichts neues verzeichnen. Bis mich 2019 der gebürtige Naumburger Diplom-Ingenieur Matthias Dittrich in einer mail nach den DKW Kinderautos fragte. Er will versuchen mehr über die Naumburger Firma Passomobil in Erfahrung zu bringen. Dies gelang ihm im Naumburger Stadtarchiv. Alle neuen Erkenntnisse haben wir von ihm zur Verfügung gestellt bekommen, was uns sehr gefreut hat. Thomas Erdmann nahm dies zum Anlass für die Club-Nachrichten des AUVC einen ausführlichen Artikel zu verfassen.
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